Erstellt am / von SFG Bensheim / in FLUGBETRIEB

Ostwelle: antriebsloses Fliegen, aber voll motiviert

Montag früh, Punkt 5 Uhr, der Wecker klingelt. Eine Stunde später bin ich nicht bei der Arbeit, sondern vor dem Weinheimer Flugplatz und denke, dass ich wohl als Erster dort ankommen werde. Weit gefehlt – ich bin der Letzte! Die anderen stecken schon die Flügel an die Flugzeuge, auch der Schlepp-Pilot ist schon da.

Matthias Arnold aus Weinheim hat zum Ostwellenfliegen gerufen – Dennis Leip (Gelnhausen), Moritz Althaus (Heidelberg) und ich sind gekommen.

Es ist noch völlig dunkel und eisekalt, die Pfützen sind gefroren, die Sterne funkeln und die beknackten Piloten haben beste Laune. Leider kommen wir erst nach Sonnenaufgang in die Luft. Machtnix – Norbert schleppt uns mit der Remo in Richtung Rimbach direkt zur “Tromm-Welle”. Und dort sind dann alle begeistert: Glasklare Luft, die tiefstehende Sonne produziert warme Farben, darunter 6 Achtel Wolken und am Boden sehen wir die kalten, verschneiten Odenwaldhügel. Dazu watteweiches Fliegen im laminaren Aufwind bei 30-40 km/h Ostwind. Traumhaft.

Es geht langsam und stetig nach oben, bei 2500m ist Schluss. Matze fliegt nach Norden ab. “Zur Flugwegoptimierung” höre ich auf dem Funk. Ich muss keinen Flugweg optimieren und warte bis er wieder zurückkommt. Dann fliegt er in Richtung Heidelberg zur berühmten Leewelle vom Königsstuhl. Ich finde die Wolkenoptik aber in Richtung Hirschhorn im Südosten auch recht vielversprechend. Es kommt wie es kommen musste – Matze steigt am Königsstuhl und ich sinke am Neckar, also gleite ich zu ihm rüber.
Wie beim Hangwindfliegen lässt sich vom Königsstuhl eine Wende im Süden gut machen. Durch die bessere Höhe geht es sogar weiter nach Süden.

Die Jungs sind jetzt voll im Streckenjägermodus und wollen 6 Schenkel zwischen Bruchsal und dem Frankfurter Luftraum abheizen. Nach getaner Arbeit (OLC-Punktesammeln) sollte dann noch etwas experimentiert werden – zur Melibokus-Leewelle oder in Richtung eines hartnäckigen und unverschämt hohen Kummulanten bei Speyer. Leider kam es dazu nicht mehr. Die Wellen stellten einfach ihre Arbeit ein und wir sind dann alle wieder in Weinheim gelandet.
Dabei ist das Fahrwerk meiner LS4 eingeknickt und auch Moritz´ Rad wollte erst nach längerer Überredung ausfahren. Aber die tiefgefrorene Fahrwerksmechanik kann nicht die Freude verderben.
Wir sind alle 6 bis 7 Stunden geflogen. Es ist einfach toll, dass solche Flüge möglich sind – zuhause vor der Haustür und mitten im Winter.

Die drei Kollegen sind nur halb so alt wie ich, fliegen aber doppelt so gut. Prima für mich, ich kann so viel von den Jungs lernen.
Die Wellenfliegerei selbst erscheint mir eigentlich nicht besonders schwierig, wenn man immer schön hoch bleibt. Der Schlüssel zum Erfolg ist vor allem das Wissen, wann, wie und wo es geht.
Beim Fliegerabrüsten freuen wir uns dann noch über die schönen Flüge, über die eigene Leidenschaft und natürlich auf das richtige Aufwärmen zu Hause.

Ohne Matze wäre das nicht möglich gewesen. Mit seiner sympathischen, motivierten und vernünftigen Art macht er Flüge möglich von denen Andere nur träumen.

Bericht: Lukas Etz
Fotos: Lukas Etz und Moritz Althaus