Erstellt am / von Ulrike Pawel / in FLUGBETRIEB, WETTBEWERB

Bundesliga: Herzschlag-Finale zum Doppel-Aufstieg

Der Segelfluggruppe Bensheim ist am vergangenen Wochenende gelungen, als erster und einziger Verein sowohl in die 1. Bundesliga der Deutschen Streckenflug Meisterschaft (DMSt; Weglide) als auch in der 1. Online-Contest-Bundesliga (OLC) aufzusteigen. Die SFG Bensheim wird 2023 neben dem LSC Bad Homburg die Hessischen Farben unter den insgesamt 25 Vereinen der 1. Bundesliga der DMSt vertreten.

Die Ausgangssituation

Während die Bensheimer in der DMSt schon seit vorletzter Runde als sicherer Aufstiegskandidat galten, war es in der OLC-Liga deutlich enger. Bensheim lag vergangene Woche mit einem dünnen Vorsprung von vier Punkten auf dem ersten Aufstiegsplatz, dicht gefolgt von der FG Freudenstadt.

Laut Wetterbericht wurde pünktlich zum Wochenende eine kleine Kaltfront mit Rückseite erwartet. „Die kommt aber erst am Samstag Nachmittag, Sonntag wird der bessere Tag, da sind sich ausnahmsweise alle Wetterdienst einig,“ informierte Segelflugreferent Lukas Etz.

So kümmerten sich einige Hauptakteure zunächst um den Weiterbau der neuen Heizung. Liga hin, Liga her, der nächste Winter kommt bestimmt.

Aufrüsten – die Thermik wartet schon

Das Rennen

Alle Hoffnungen lagen auf Sonntag. „Zunächst nach Osten und dann mal sehen,“ so die einhellige Meinung der sieben startenden Bensheimer Streckenflieger.

Felix Maier und Winfried Simon bogen schon in Höhe Giebelstadt süd-östlicher Richtung bis zur Donau und erflogen auf diesem Weg die entscheidenen Speedpunkte. Anschließend holten sie noch Streckenpunkte für die DMSt-Liga-Wertung (Weglide) bei ihrem „Schlenker“ über den Pfälzer Wald.

Spannend wurde es bei Lukas Etz: Das LX-Navigerät hatte Aussetzer und hinter Würzburg war „der Bart ab“, ging es stetig nach unten. Nur mit Motorkraft konnte Etz diesen Ort verlassen und mit ausreichend Höhe wieder in die Thermik einsteigen. Frustriert aufgeben? „Nein, ich bin dann wieder zurück nach Bensheim und hatte anschließend noch einen tollen Flug, mit wieder funktionierendem LX,“ berichtet Etz. Damit war der zuverlässige Speedpunkte-Lieferant wieder im Rennen.

Auf zur letzten Liga-Runde: L. Hafner, F. Maier, A. Weskamp und W. Simon

Lukas Hafner flog bis fast in den Nürnberger Luftraum, bevor er nord-westlich Richtung Knüll abbog und über die Wasserkuppe nach Hause kam. Mit 521 km (420 km DMSt) lieferte er damit weitere Streckenflugkilometer für die DMSt-Bundesliga.

Das Ergebnis

Am Abend stieg die Spannung bei der OLC-Liga: Mit ihren drei Jojos über den Schwarzwald erreichten die Freudenstädter Schnittgeschwindigkeiten von bis zu 124 km/h und kämpften sich damit auf den dritten Rundenplatz. Bensheim landete am Ende auf den 6. Rang und verlor nur 3 Punkte gegenüber dem FG Freudenstadt. Damit konnte der Aufstiegsplatz mit einem Punkt Vorsprung verteidigt werden.

Bitter für die Freudenstädter: Bei Punktgleichstand wurden sie noch von FSG Schwarze Heide dank besserer Speedpunktebilanz vom Aufstiegsplatz verdrängt. Ein Schicksal, dass auch Bensheim kennt, als 2016 der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga um einen Punkt scheiterte.

In der DMSt-Liga schob sich Bensheim zum Abschluss noch an die Tabellenspitze, einen Punkt vor dem Aero Team Klix.

Unter der Wolkenstraße zum Aufstieg Foto: Felix Maier

Erfolgsfaktoren

Sicherlich war der trockene Sommer mit seinen sehr guten Segelflugbedingungen förderlich für die großen Streckenflüge. Aber das alleine garantiert noch kein gutes Ergebnis.

Auch wenn es um Segelflugreferent Lukas Etz ein ausdauerndes Kernteam (Felix Maier, Peter Simon) gab, die zu Dritt schließlich einen guten Teil der Punkte holten, geht es ohne eine breit aufgestellte Mannschaft nicht. Insgesamt trugen 18 StreckenflugpilotInnen zum Doppel-Aufstieg bei. Doch auch die kommen ohne Unterstützung der anderen Kameraden, ohne den Schlepppiloten, den Flächenläufer, Flugleiter, Rückholer, Werkstattleiter etc. nicht in die Luft. Daher gilt der Dank der gesamten Mannschaft, nicht nur den Pilot/-Innen in der Wertung.

Oft wurde gemeinsam die Wettervorhersagen analysiert, was aber nicht hieß, dass alle immer die gleiche Flugrouten wählten. Damit wurde das Risiko etwas gestreut.

Bei der DMSt-Liga, die als offizielle Deutsche Meisterschaft gilt, werden zusätzlich die drei weitesten Gesamtstrecken (Streckenpunkte) gewertet. Eine Möglichkeit für PilotInnen, die größere Strecken langsamer fliegen, trotzdem noch zum Gesamtergebnis beizutragen. So hatte beispielsweise ein ASW20-Flug über 578 km (freie DMSt-Strecke) die schnellste Speedwertung, dafür steuerte der Ka8-Flug als 287 km großes DMSt-Dreieck mehr Punkte für die Streckenwertung bei. Am Ende waren beide Piloten zu Recht stolz und wirkten anspornend auf andere PilotInnen.Wesentlich war, dass jedes Renn-Wochenende zumindest ein kleines Team zum (Strecken-) Fliegen motiviert werden konnte, selbst wenn es dann doch nicht für eine Wertung gereicht hatte.

Zu guter Letzt sollten die Flüge rechtzeitig vor Meldeschluss gemeldet werden, denn nur dann können sie gezählt werden.

Der Segelflugreferent fasst zusammen: „Das wichtigste ist die Freude und Begeisterung am Fliegen, am besten zusammen mit Freunden. Dann kommt schon etwas dabei raus.“ Im Falle der Bensheimer kamen auf diese Weise bisher eine Strecke von insgesamt 121.840 km, erflogen von 36 PilotInnen bei einer Gesamtflugzeit von 1695 Stunden heraus.

Und jetzt? „Am nächsten Wochenende werden wir erstmal entspannt Hochzeiten und Geburtstage feiern“, kommt fröhlich aus der Runde. Der Segelflugreferent ergänzt: „Und dann werden wir wieder einfach Spaß am Fliegen haben, auch in der 1. Bundesliga.“

In die Liga-Wertungen kamen:

Andreas Boml, Maximilian Deichmann, Lukas Etz, Lukas Ernst,Ulrich Götz, Lukas Hafner, Klaus Koser, Felix Maier, Matthias Neubacher, André Overmeyer, Karsten Piepenburg, Klaus Schaefer, Jana Schmidt, Peter Simon, Winfried Simon, Stefan Schneider Uwe Wahlig, Andreas Weskamp.

Die Piloten der finalen Rennrunde: Nicht alle kamen in die Wertung, aber alle hatten Spaß beim Fliegen