Erstellt am / von Ulrike Pawel / in JUGEND, VEREINSLEBEN

Fliegerlager 2017: Haidberger Nächte sind lang

In der zweiten Woche herrscht ebenfalls ein reges Treiben am Platz: abgesehen von den letzten beiden Tagen findet täglich der Schulungsbetrieb statt. Bei aussichtsreichen Wetterlagen haben die Streckenflieger Vorrang, stellen sich aber auch bei weniger guten Aussichten für die obligatorischen Dienste wie Windenfahrer, Flugleiter und -Lehrer zur Verfügung.

Die Flugschüler haben den Platz mit seinen Höhen und Tiefen fest im Griff und kommen unter den Argusaugen der Fluglehrer gut voran: Während sich der Herr Papa im berühmten Marienbad vergnügt, fliegt sich der Sohn frei. Herzlichen Glückwunsch Marvin Boml!

Gäste Willkommen

Für zusätzliches Verkehrsaufkommen sorgen regelmäßig Gäste aus Südhessen: Die einen kommen gemütlich auf einen Kaffee vorbei, andere bringen „mal eben schnell“ dem Sohn eine notwendige Salbe, wieder andere fliegen mit einer G109 (Motosegler) im Segelflug von Bensheim nach Zell-Haidberg („Ach, das Wetter war einfach gut“). Manch eine kommt spontan mit dem Auto, um nach dem Nachwuchs zu schauen („Wir wollten ja an die Nordsee, aber da war kein Zimmer frei. Und hier ist es ja auch ganz schön…“). Ein Gast reist mit seinem UL aus Tschechien an, um seine Bensheimer Freunde wiederzusehen. Immer wieder gibt es ein großes Hallo, wenn sich Neuankömmlinge einfinden und ein kurzer wehmütiger Blick der Abreisenden.

Sind die Streckenflieger unterwegs, dann gibt es auch schon mal fünf Rückholen an einem Sonntag Nachmittag. Gut, wenn dann der Co gerade aus Bensheim angereist kommt und einen direkt vom Acker holen kann. Zum Teil dient die Husky als zeitsparende Rückhol-Taxi. Dabei kann man sogar als erfahrener Segelflieger im Nachgang noch was lernen: Beispielseise dass man beim Wiederstart auf dem Verkehrslandeplatz Hof-Plauen als Segelflieger eine „gebührenpflichtige Außenstartgenehmigung“ benötigt…

Stimmungsvolle Abende

Die Abende klingen auf der weinberankten Terrasse beim gemütlichen Beisammensein aus, oft begleitet von malerischen Sonnenuntergängen oder feucht-dramatischen Lightningshows.

Nach vielen Übungsabenden ist es am vorletzten Abend endlich so weit: Die nBFB (neue Bensheimer Flugplatz Band: Robin Triegel, Mattis Dubanow und Jan Fröhlich) hat ihren ersten Auftritt unplugged und bringt die Menge zum Toben. Unvergessen bleiben die rasante Bobfahrt mit vollem Körpereinsatz sowie das Solo „Ein Flieger in der Lerche saß“.

Einfach rundum gelungen

Es war ein Fliegerlager mit sehr vielen Bensheimer Teilnehmern und spontanen Besuchern aus der Heimat. Phasenweise waren 24 Flugzeuge aus Südhessen am Platz. Es kamen etliche schöne Streckenflüge zustande, insgesamt mehr als 10.000 Streckenkilometer! Darüber reichte es an beiden Wochenenden für weitere Punkte und damit schließlich für den vierten Tabellenplatz in der Quali-Liga. Der Aufstieg in die zweite Bundesliga bleibt in einer realistischen Reichweite.

Fast jeden Tag konnten verschiedenen Ausbildungsabschnitte geschult werden: Seilriß- und Seilausziehübungen, erfolgreiche erste Alleinflüge und erfolgreiche erste Außenlandeerfahrungen, Verhalten in besonderen Fällen (auf einer fränkischen Dorfkerb‘ ohne Dirndl und Lederhose, in Bade-Thermen,…), Einweisung in neue Flugzeug- (Menschen-/Bier-)typen, Start auf ungewohnter Position (steil bergab), Landungen auf ungewohnte Positionen (steil bergauf, harte Asphaltbahn, aufgeweichte Grasbahn…) und vieles mehr.

Darüber hinaus blieb genügend Zeit sich kulturell zu bilden und die Umgebung (Karlsbad, Marienbad, Selb, Bayreuth, Dönerbude Gefrees,…) kennenzulernen. Doch das aller Wichtigste: Es gab jede Menge Spaß und eine super Stimmung! Danke an alle Beteiligten. Schee war’s!

Hitliste der Sprüche

  • Morgendliche Essensbestellung: „Lukas?“ – „Käsespätzle“ – „(Menue) 1 oder 2?“ – „Gerne mehr als 1 Spätzle!“
  • Startstelle 06, oben am Berg: „Wir hätten ein Gummiseil mitnehmen sollen…“
  • „Ich hab‘ denen gesagt, sie sollen das intakte Seil ausziehen und den Seilsalat heute Abend mit Essig und Öl zum Grillen servieren…“
  • „Man könnte den Eindruck gewinnen, heute machen alle alles richtig und nichts funktioniert!“
  • Die Funkmaus am Vereinslaptop ist verschwunden: „Die wird doch nicht weggelaufen sein.“
  • Jakob (8 Jahre) deutet auf die LS3, Wettbewerbskennzeichen HM: „Hey Franzi, guck mal. Ein Segelflugzeug von H&M!“ Seinem Begleiter erklärt er fachmännisch: „Das ist so was wie C&A“
  • Es regnet, die Husky wird nass. Der Regen hört auf. „Ihr könnt jetzt die Husky trockenfliegen!“ „Was denkst du von uns? Wir haben sie längst eigenhändig abgetrocknet – mit Tempos und Q-Tips .“
  • Sehr tiefe Basis, Flugschüler: „Können wir heute schulen?“ Fluglehrer: „ Bei der Basis höchstens Seilrißübungen, sonst hängst du in den Wolken!“
  • Es hat aufgehört zu regnen. „Wir können aufbauen! Ich wollte schon immer mal Moses spielen und beim Windenstart das Wasser teilen.“ „Mit dem Seilwagen wird das bei der Nässe aber nichts, der kommt den Berg nicht hoch.“ – „ Kein Problem, dann ziehen wir das Seil gleich ab der Winde mit der Hand!“
  • Schulung F-Schlepp: „Husky, wir wollen einen Kasten fliegen!“ „Pils oder Hefe?“ „Hier natürlich nur Kellerbier!“
  • Gespräch unter Rückholern: „Landet er nicht oft außen?“ „Das liegt nur daran, dass seine innere Gleitzahl nicht zu der Gleitzahl seiner ASW15 passt.“ – „Ok, wollen wir den Hänger gleich anhängen oder warten wir noch, bis er gestartet ist?“
  • Außenlandung auf Verkehrslandeplatz Hof-Plauen: „Sind sie im Besitz eines gültigen Lärmschutzzeugnisses?“ „Als Segelflieger?“
  • „Und? Hast du jetzt gesehen, wie es aussieht, wenn man so hoch vorbeifliegt?“ Fluglehrer zu Flugschüler, während die ASK21 am Start hoch vorbeifliegt.
  • „Heute ist Grauthermik vorhergesagt!“
  • Wetterbericht: „Es wird kühler und nass: Stellenweise geht die Temperatur bis auf -10°C zurück, kann aber auch auf 110°C steigen. Der Aufguss ist um 11 Uhr. Wer noch mit in die Therme möchte, meldet sich bei mir.“
  • „Wie? Die Getränkerechnung ist höher als die Essensrechnung?“