Erstellt am / von Ulrike Pawel / in EVENT, FLUGBETRIEB

Hangwind- und Wellenflugtag in Bensheim

Bei dem kalten Ostwind Mitte Januar klappten die meisten Mitbürger ihren Kragen nach oben und gingen schnell wieder ins warme Haus. Man sehnt sich nach Sommer, denkt vielleicht an den Badesee und die Segelflieger, die in der warmen Luft nach oben schweben. Völlig unverständlich erscheint es da, dass dieses kalte, stürmische Wetter mitten im Winter bei einigen Segelfliegern freudige Hektik auslöst. Das Zauberwort heißt Welle.

Diese meteorlogische Erscheinung, in den Alpen auch als Föhn bekannt, ermöglicht es Segelfliegern auch ohne Motorkraft in große Höhen aufzusteigen. Gerade die Rhein-Neckar-Region ist eines der ergiebigsten Hang- und Wellenfluggebiete außerhalb der Alpen. Anfang dieses Jahres erreichten Segelflieger über dem Rheintal wieder Höhen von mehr als 6000m, einer Höhe, wo auch die Airliner mit ihren Airbus und Co Kurs auf z.B. Mallorca nehmen.

Wie jedes Jahr trafen sich ca. 120 Hang- und Wellensegelflieger aus dem ganzen Südwesten im Clubheim des SFG Bensheim, um sich über dieses Thema auszutauschen.
Den Einstieg machte ein spannender Erlebnisbericht von Philipp Butz (Fliegergruppe Offenburg e.V.) über Wellenflüge im Schwarzwald, untermalt mit fantastischen Aufnahmen und vielen praktischen Hinweisen. Er machte auch auf Gefahrenpunkte, wie starke Turbulenzen oder plötzlicher Sichtverlust durch Wolkenaufzug und damit verbundener Orientierungslosigkeit aufmerksam. Einig war man sich, dass Wellenflüge hohe Anforderungen an den Piloten und seine Ausrüstung stellen und daher nicht für absolute Anfänger geeignet sind.

Eckart Schwantes (LSV Worms) präsentierte anschaulich, wie man die so genannte Ostwelle zum Streckenflug vom Odenwald bis in den Schwarzwald und zurück ohne Motor schafft: „Über dem Heidelberger Bahnhof steigt man in die Welle ein, gleitet dann ab einer Höhe von 3000m ca. 70 km gen Süden zum Murgtal. Dort kann man sich dann wieder hocharbeiten auf 5000 m und mehr. Zurück geht’s den gleichen Weg, aber Achtung: Man hat jetzt eine Gegenwindkomponente und die Sonne im Rücken. D.h. man braucht mehr Höhe für den Rückgleitflug, er dauert länger, insgesamt gut 45 min, und es ist kalt, richtig saukalt!“.
Peter Franke (SFG Giulini) stellte die Westwelle, also Welle bei starkem Westwind, den Einstieg an der Haardt und die damit verbundenen Möglichkeiten praxisgerecht vor.
Aber Wellenstreckenflüge bis in die französischen Vogesen hinein waren bisher nur Träume: Solche grenzüberschreitenden Flüge scheiterten bislang an der besonderen Luftraumstruktur, in der Segelflieger nicht vorgesehen sind. Dank seines Engagements konnte Horst Rupp (FSVO Reinheim) nun von wichtigen Erfolgen bei den zähen Verhandlungen mit den französischen Fluglotsen berichten. Mit den dabei ausgehandelten Verfahren rücken die Vogesen nun in greifbare Nähe.

Ausführlich wurden abschließend organisatorische Themen, wie verbesserte Anmeldeverfahren für Gastpiloten an den jeweiligen Plätzen, Nutzung einer gemeinsamen Funkfrequenz, engere Kooperation mit denFluglotsen usw. diskutiert.