Erstellt am / von Ulrike Pawel / in JUGEND

Paragliding: Segelflieger in neuen Gefilden

 

Die Jugendgruppe der Segelfluggruppe Bensheim organisierte einen „Crossover“, einen Schnupperkurs für Gleitschirmfliegen auf der Wasserkuppe. Der geschichtsträchtige Berg der Flieger empfing die zehnköpfige Truppe ganz in weiß: 15 cm Schnee, -2 Grad C, aber immerhin phasenweise Sonne.

Fluglehrer Klaus Tillmann, selbst erfahrener Motor- und Segelflugpilot, gab zunächst eine kurze theoretische Einführung. Es folgte eine Führung durch die hauseigene Werkstatt, einem anerkannten Luftfahrttechnischen Betrieb. Direkt am Objekt erläuterte er ausführlich Aufbau und Technik eines Gleitschirmes. Jetzt wurde deutlich, warum ein Stück Stoff auch ohne Rippen, Holm und Verstrebungen ein tragfähiges Profil aufbauen kann. Das Vertrauen in das neuartige Fluggerät steigt.

Anschließend teilte die Gruppe sich in zweier Mannschaften auf. Jede Mannschaft bekam entsprechend ihrer Gewichtsklasse Gurtzeug und Schirm, jeder seinen eigenen Helm, insgesamt rund zehn Kilo Ausrüstung. Am Startplatz angekommen, wird das Fluggerät „aufgebaut“. Dank des geringen Gewichtes ist es keine große Kraftanstrengung. Trotzdem ist große Sorgfalt beim Auslegen der Leinen erforderlich.

Die erste Aufgabe erscheint einfach: Den Schirm aufziehen und mit ihm den flachen Hang runter laufen. Der Schüler stapft durch den Schnee, der Lehrer bleibt stehen und gibt die Anweisungen per Funk:“Schneller, Schneller. Jetzt die A-Leine los, Bremsen, …“ – Das war noch nix, der Schirm fällt vor die Füße. Alles wieder zusammenpacken und den Hang nach oben gehen. Nächster Versuch. Nach zwei-drei Versuchen gehorcht der Schirm leidlich dem Willen des Schülers und die ersten Kandidaten lupft es auch schon kurz in die Höhe. So schnell kann es mit dem ersten Alleinflug gehen. Die Sonne geht unter, die Kräfte schwinden, der erste Tag ist vorbei. Das gesellige Beisammensein am Abend ist nicht von langer Dauer, alle fallen müde ins Bett.

Aufgrund des angekündigten Windes hat Tillmann und Assistenzfluglehrer Tim das Treffen am nächsten Morgen auf 8:00 Uhr gelegt. Bei Temperaturen von -6 Grad C gibt es ein entspanntes Sunrise-Frühstück auf dem Parkplatz. Auf der Wasserkuppe selbst ist der Wind für Anfänger schon zu stark. Daher fährt die Truppe nach Reichenhausen/Thüringen zu einem etwas geschützteren Hang. Der Startplatz ist schneefrei, dafür ist der Wind schon kräftiger als tags zuvor. Schnell sind die Schirme ausgelegt. Sorgsam kontrollieren die beiden Fluglehrer Leinen, Gurtzeug und Schirm, bevor sie dem Flugschüler das „Go“ für den Start geben. Auch diesmal kommen präzise Anweisungen aus dem Funk, so dass der Flugschüler zwar alleine fliegt, aber nie alleine gelassen wird. Jetzt sind die Hüpfer schon deutlich länger und höher. Der Leichteste hat schon mal 30 m Luft unter sich. Einige bemerken, dass nicht nur das Hinaufgehen mit dem Schirm anstrengend ist. Auch das Steuern erfordert mehr Kraft und Körperspannung als das Fliegen in einem modernen Segelflugzeug. Trotzdem kann jeder einen Flug absolvieren. Begeisterung macht sich breit. Doch der Wind nimmt weiter zu. Die Gefahr, dass die Anfänger vom Wind verblasen werden, wird zu groß. Daher endet hier für die Bensheimer das Abenteuer, während Profis nun den kräftig aufgefrischten Hangwind nutzen und den Segelfliegern das „Soaren“ demonstrieren. Zurück auf der Wasserkuppe gibt es noch eine Video-Analyse der Erstflüge.
Zum Abschluss geht es durch die verschneite Winterlandschaft nochmal zum Fliegerdenkmal.

Lehrgangssplitter:

  • „Ihr habt Glück: Im Schnee fällt es sich leichter.“
  • „Wir brauchen Euer tatsächliches Gewicht für die Zuteilung des Schirmes. Kein Bikingewicht nach dem 5. Saunagang. Also, hat jetzt noch jemand was zu korrigieren? Können wir auch gerne diskret später machen.“
  • Bei der Videoanalyse: Flugschülerin läuft nach dem Start noch in der Luft mit. „Das ist wie mit den Hühnern. Wenn man denen den Kopf abschlägt, laufen die auch noch weiter.“
  • „Hat jemand Essig und Öl dabei? Wir haben hier perfekten Leinensalat.“
  • „Und plötzlich ist der Boden weg und man schwebt. Geil.“
  • „Denkt daran: Bei der Landung nicht faul sitzen bleiben wie im Segelflieger. Hier muss euer eigenes Fahrwerk aktiv mitlaufen.“
  • „Eine perfekte Vier-Punkt-Landung.“
  • „Wie kriegt man nur dieses ganze Geraffel so in Griff, dass man auch vernünftig den Berg hoch laufen kann?“
  • „Jetzt verstehe ich, warum der Paraglider am Schluss des Filmes diese riesige Portion Pasta verputzen konnte. Ich habe jetzt jedenfalls tierischen Kohldampf!“
  • „Angst? Warum denn? Das ist doch wie Fliegen mit dem Segelflugzeug, nur halt ohne Flugzeug.“ (Max Pawel)