Erstellt am / von Ulrike Pawel / in FLUGBETRIEB

Deutsche Segelflugmeisterschaft der Damen

In der vergangene Woche kämpften in Hockenheim 34 Damen aus ganz Deutschland in drei Klasse um den jeweiligen Meistertitel, darunter auch Karin Grimm aus Bensheim. „Nach der Babypause und dem schlechten Wetter im Frühjahr fehlt mir etwas das Training. Daher habe ich keine hohe Erwartungen an die Platzierung und freue mich einfach, das ich teilnehmen kann, “ äußerte die Pilotin zu Beginn des Wettbewerbes.

Die Aufgaben bestanden aus verschiedenen, vorgegebenen Dreiecksflügen entlang dem Odenwald, Kraichgau und Rheintal. Die längste Strecke von Hockenheim ging über Aalen (Schwäbische Alb) nach St. Georgen (Schwarzwald) und zurück nach Hockenheim. Das sind insgesamt 428 km, die die Piloten der 15m-Klasse absolvieren mussten. Diese weiten Flüge blieben jedoch wetterbedingt eine Ausnahme. Wenn überhaupt geflogen werden konnte, waren die ausgesteckten Strecken meist deutlich kürzer und endeten für manchen ungeplant auf einem fremden Flugplatz oder einem Acker. . Aber die routinierten Damen nahmen es gelassen: Rückholmannschaft anrufen, warten, Flugzeug abrüsten, in den Hänger verstauen, zurück nach Hockenheim fahren und am nächsten Tag: Neuer Start – neues Glück.

Zunächst hieß es: warten auf besseres Wetter. Gleich der erste offizielle Wertungstag gab einen Vorgeschmack auf die nächsten, wechselhaften Tage: Starker Wind und mäßige Thermik wirbelten das Teilnehmerfeld der Clubklasse so durcheinander, das einige gar nicht über die Startlinie kamen. Nur zwei Pilotinnen gelang es überhaupt, die Aufgabe zu meistern. Dieser Tag wurde schließlich annulliert.

An den nächsten beiden Tage hieß es für die Clubklasse wieder: warten. Als einzige Klasse konnte die Standardklasse noch am Sonntag starten, so dass sie zum Schluss auf sieben Wertungstage kam.

Nach Pfingsten zeigte sich endlich ein fliegbares Wetterfenster. Für Überraschung sorgte nicht die Aufgabe (Racing-Task, 248 km), sondern die von der Wettbewerbsleitung vorgegebene Abflughöhe für die Clubklasse von maximal 1200 m MSL. Das führte zu Unmut. Die Basis war nicht nur erheblich höher. Sobald die Pilotinnen unter 1100 m kamen, fanden sie zu Beginn kaum noch den Anschluss an die Thermik. Das lies nicht viel Spielraum. Ergebnis: Auch an diesem Tag endeten viele Flüge vor dem Ziel, auch für Karin. „Gleich nach dem Abflug war plötzlich die Luft draußen. Aber ich fand einen schönen Acker für die Außenlandung,“ berichtete sie sachlich. In der 15m-Klasse gewährte man kurz danach eine Abflughöhe von 1400 m, mit dem Ergebnis, dass fast alle Pilotinnen ihren Auftrag erfüllen konnten.

Der dritte Wertungstag bescherte endlich annehmbare Wetterbedingungen. Pünktlich zum Start zeigten sich die ersten Thermikwolken. Die Rennstrecke (Racing-Task) betrug für die Clubklasse rund 200 km, die vorgegebene Abflughöhe komfortable 1600m MS. Karin erwischte einen guten Start und konnte im Team gemeinsam mit Sabrina Vogt (Bonn-Hangelar) und Carolin Rothhardt (Landessegelflugschule Thüringen) die Strecke erfolgreich meistern. Durch den sechsten Platz der Tageswertung schob sie sich vor auf den zehnten Rang der Gesamtwertung der Clubklasse.
Schon der nächste Tag sorgte wieder für Ernüchterung. Die Aufgabe (Racing Task 153 km) führte zum ersten Wendepunkt nach Linkenheim im Rheintal. Aber pünktlich zum Start des Rennens (Abflugfreigabe) lag eine große Wolkenabschirmung über dem Rheintal. Sie verhinderte die nötige Thermikbildung. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht strandeten die Segelflugzeuge vor oder in Linkenheim. Nur eine Pilotin vollendete die Aufgabe, zu wenig für eine offizielle Wertung.

Endlich, am fünften Wertungstag gab es die ersehnte positive Wetterprognose. Alle Klassen hatten Großes vor: die 15m-Klasse steckte 428 km um Stuttgart aus, die Standard-Klasse nahm 356 km über den Schwarzwald bis nach Schauinsland und Rottweil in Angriff. Auch die Clubklasse rüstete auf: knapp 300 km nach Dinkelsbühl und Pforzheim sollten es werden. Zu Beginn kam Karin Grimm vergleichsweise gut voran. Doch dann verließ sie das Glück bzw. die Thermik und ihr Flug war nach 113 km am Segelfluggelände Weipertshofen (bei Crailsheim) beendet. Das bescherte neue Freunde, kostete aber wertvolle Punkte und warf Karin Grimm auf Platz 14 der Gesamtwertung zurück.

Am letzten Tag legte die Wettbewerbsleitung wert darauf, dass möglichst alle Pilotinnen am Abend wieder zurückkehren können und schrieb daher kleine, unspektakuläre Aufgaben für die einzelnen Klassen aus. Für die Clubklasse sahen sie ein auf zwei Stunden beschränktes Rennen vor (Speed Assigned Area Task).

Die spätere Siegerin der Clubklasse, Sarah Drefenstedt (Fliegerclub Brandenburg) festigte ihre Position. Die nachfolgenden Plätzen lagen sehr dicht beieinander, so dass es tatsächlich noch noch Verschiebungen gab: Vereinskollegin Ines Engelhardt (Fliegerclub Brandenburg) landet schließlich auf Platz 2, Angelika Mayr (Rhönflug Poppenhausen) auf Platz 3 und Ilona Kemme (SFG-Bremen) rutschte ab auf einen undankbaren 4. Platz. Unbeeindruckt von den Veränderungen innerhalb der ersten Plätze behielt Karin Grimm ihren 14. Platz unter 16 Teilnehmerinnen.
Ihr Fazit: „Ich bin zufrieden mit meinen Leistungen. Es gab wieder jede Menge zu lernen, ich habe neue Herausforderungen gemeistert, Freunde wieder getroffen und viele neue, nette Bekanntschaften machen können. Einzig das Wetter hätte sich etwas freundlicher und vor allem am Anfang etwas wärmer zeigen können. Aber das lässt sich bekanntlich nicht beeinflussen.“