Erstellt am / von Ulrike Pawel / in FLUGBETRIEB

Liga-Rennen: Gemächlich auf der Überholspur

„Bedeckt, schauerartig verstärkter, teils anhaltender Regen, böiger Wind“ – eine Wochenend-Wettervorhersage, mit der man nicht unbedingt einen Segelfliegerpiloten hinter dem Ofen bzw. auf den Flugplatz lockt.
Aber man sollte das Wochenende nicht vor dem Sonntag aufgeben. Es muss ja nicht gleich ein Parforceritt von 1003 km sein, wie ihn Felipe Levin aus Homberg Ohm flog.

Ein Sonntag Nachmittag genügt, um in knapp 2,5 Stunden mit einem betagten Twin Astir G 103, einer ehrwürdigen ASW 20 und einer ASG 32 einen punktereichen, siebten Rundenplatz in der Qualiliga zu erreichen. Damit haben sich die Bensheimer auf Tabellenplatz 8 vorgeschoben und in der hessischen Landesliga die Führung übernommen.

Foto: Uwe Wahlig kurz vor seinem Start

Am Morgen sah es jedoch tatsächlich nur nach einem gemütlichen Schulungsbetrieb aus: Unter bedecktem Himmel bereiteten die Flugschüler ihre Schulungsmaschinen vor. Währenddessen checkten Streckenflugpiloten ihre Segelflugzeuganhänger, um damit ins Streckenfliegerlager nach Aalen zu starten.

„Das wird wohl eine Nullrunde für die Liga,“ kam die nüchterne Feststellung auf. „Ach nee, das wird,“ antwortete Uwe Wahlig zuversichtlich aus der Werkstatt: „Ich habe hier noch ein bisschen zu schrauben. Aber heute Nachmittag gibt es ein kleines Wetterfenster. Dann fliege ich ’ne Runde für die Liga“. Wie auf Kommando bildeten sich noch unter der Abschirmung erste kleine Cumulanten, zunehmend riss die Bewölkung auf.

Foto: Die wieder einsatzbereite Husky wartet auf Kundschaft

Schnell war die ASG 32 mit Pilot Stefan Schneider startbereit. Flugs wurden zwei weitere Schleicher-Flugzeuge, aufgebaut, ASW 20 sowie eine ASW 27. Der Süden lockte nun mit einem weiß-blauen 5/8 Cu Himmel. Die ASG-Mannschaft meldet zwischenzeitlich gute Bedingungen über Heidelberg. Klaus Koser gab die Losung aus: „Richtung Schwaighofen und dann mit Rückenwind zurück!“
„Ja, Süden ist gut“, erwiderte Wahlig, reinigte seine Hände und stieg seelenruhig in das bereit stehende Segelflugzeug: nein, nicht in seine LS3 sondern in einen Twin Astir G103?! „Klar, damit kann man auch Strecke fliegen“, lächelte, schloss sorgfältig die Haube und schoss per Windenstart gen Himmel – und war kurz danach wieder unten.
Alle guten Dinge sind drei, nach dem dritten Anlauf ging es endlich los: wie geplant erst gen Süden, um dann etwa Höhe Schwetzingen mehr nach Südwesten zu verlagern. Teils kräftige Aufwinde zwischen 2-3 m/s trugen den Segelflieger bis auf über 1800 m Höhe. Südöstlich von Landau bog er östlich gen Malsch ab, um dann wieder Kurs Bensheim zu fliegen. Zwischenzeitlich entwickelten die Wolken eine Ausbreitungstendenz: Der Himmel verdunkelte sich, die Thermik wurde rar. Die Hoffnung, der Hangwind an der Bergstraße könnte den Heimweg erleichtern, erfüllte sich nicht. Doch zwei leichte Lupfer retteten Wahlig sicher bis zum Heimatplatz. Er war mit 70 km/h Schnittgeschwindigkeit zwar nicht der schnellste Bensheimer, doch dank Index der mit den meisten Punkten.
Schneider war wohl gut 10 km/h schneller, aber bekam indexbereinigt weniger Punkte für sein „Süd-Jojo“ nach Heidelberg bzw. Bruchsal.

Der dritte Wertungsflieger, Koser (ASW 20), wählte gleich die angekündigte Südwest-Route, kehrte kurz hinter Landau um, um wieder über das Rheintal nach Hause zu fliegen.

Dieser Tag bewies wieder einmal mehr, dass Bundesliga-Fliegen nicht nur bei Hammerwetter für Hochgeschwindigkeits-Asse mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 150 km/h interessant ist.
Der Reiz für „Otto-Normal-Flieger“ liegt vielmehr darin, auch bei weniger optimalen Wetterlagen die Motivation zu finden, sich in den Flieger zu setzen und für sich persönlich daraus ohne übertriebenen Ehrgeiz das Beste zu machen, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Klappt es nicht, hat man dazugelernt. Hat man es jedoch geschafft (denn oft ist mehr möglich, als anfangs gedacht) ist die Freude groß. Auf jeden Fall bleibt die eigene Fliegerei abwechslungsreich und faszinierend.

Und wenn es am Ende des Tages sogar zu einer guten, gemeinsamen Platzierung gereicht hat, um so schöner.

Foto: Ob dieses LS4-Flügelende gegen Windböen gut gesichert ist?

Funksprüche:

  • Beim Windenstart: Startleiter: „Segelflugzeug abflugbereit“ – Windenfahrer: „Winde abflugbereit! Oh nein, die bleibt stehen…Winde startklar“ -“Seil anziehen“…
  • Landeanflug ASK21: „Bensheim Info, D-81 an der Position Ost für die 32. Fahrwerk ausgefahren und ….- und äh – ist fest“
  • Huskypilot: „Bensheim, D-KDAN abflugbereit zum….Nee, D-KE….auch nicht…die Husky, also MY ist abflugbereit.“ – „MY zum Startpunkt, Start nach eigenem Ermessen.“