Erstellt am / von Ulrike Pawel / in EVENT, JUGEND

Sprung über den Tellerrand: Segelflieger bei Fallschirmspringern Walldorf

„Aus einem voll funktionsfähigem Flugzeug steigt man während des Fluges nicht aus!“ – So lautet ein gängiger Spruch unter Segelflieger. Auf der anderen Seite: Bei jedem Flug zieht der Segelflugpilot seinen Fallschirm an, und nach dem Flug wieder aus. Aber was, wenn man plötzlich doch mal „oben“ aussteigen müsste?


Drei Pilotinnen und vier Piloten wollen es genauer wissen und fahren daher Freitag Nachmittag nach Walldorf zum Aero Club Walldorf, wo sie von der Fallschirmspringern herzlich begrüßt werden.

Theorie

Zunächst steht eine Anprobe an: Isolde Schmid, die gute Seele und selbst ehemalige Fallschirmspringerin, reicht den Tandem-Passagiere leuchtend rote, figurbetonte Overalls. Dann wird das Gurtzeug übergestreift und fachkundig festgezurrt. Eine fesche Haube und eine windschnittige Brille vervollständigen das Outfit.

Fertig angezogen, bereit zum Abflug

„Ich bin einer Eurer Tandem-Master und erkläre Euch zunächst das Wichtigste hier unten am Boden.“ Schnell wurde den Segelfliegern klar, ein Bißchen sportlich sollte man schon sein: Die Haltung „krumme Banane“ (durchgedrückter Rücken) während der Fallphase ist noch relativ einfach. Aber die Beine bei der Landung „schön hochzustrecken“, das klingt schon etwas anstrengender, ist jedoch unumgänglich. Denn gelandet wird auf dem Hosenboden, da ist das „Lauf- bzw. Fahrwerk“ des Passagiers hinderlich, also gilt ausnahmsweise: „Fahrwerk“ vor der Landung einziehen.

Je zwei Tandem-Pärchen steigen zu Pilotin Sophie in die wartenden Cessna 182 ein. Diese ist übrigens mit nur einem Sitz (Pilotin), aber dafür mit einem sehr leistungsstarken Motor ausgestattet. Das Wetter hält: Die angekündigte Kaltfront bringt zwar Bewölkung, doch die ist ausreichend hoch.

Es geht los

Praxis

Gut 20 Minuten dauerte der Lift in luftige Höhe von ca. 3400 m. Das erste Tandem-Pärchen nimmt die Position ein, der Tandem-Master klinkt den Passagiergurts ein. Die Pilotin gibt das Okay-Zeichen, der Luftraum ist frei. Das heißt, vorrutschen, nochmals alle Haken kontrollieren, Tür auf und raus. Spätestens jetzt wird klar, warum man als Segel- oder Motorflieger aktive Sprungzonen tunlichst meiden sollte…

„Im ersten Moment, wenn man aus dem Flugzeug springt, fühlt sich das ganz falsch an. Aber danach ist es gut, richtig toll“, berichtet ein Aspirant seine Erlebnis. Nach einer Fallzeit von ca. 45 Sekunden öffnet sich der Schirm in etwa 1500 m.

 

Im Anflug

Der auffrischende Wind ist eine kleine Herausforderung für die Tandem-Master, aber sie bringen jeden ihrer Schützlinge sicher zum Boden zurück. Schnell werden sie von den Bodenhelfern in Empfang genommen, die Zuschauer applaudieren. Erst danach landet die Absetzmaschine. Und wie war es?

Sicher gelandet

Jede/r strahlt, alle sind sich einig: ein tolles Erlebnis!

Dann heißt es wieder Fallschirm packen, Sitz- und Haltungsprobe für die neuen Passagiere, einsteigen und los geht’s während die restliche Mannschaft geduldig am Boden wartet, bis es wieder aus dem Funkt ertönt: „Springer abgesetzt“.

Ein Dank gilt den Fallschirmspringern inklusive HelferInnen des AC Walldorf für die gute Organisation und Betreuung.

die Mannschaft, es fehlt auf dem Bild Ronny Weber

Sprüche:

  • Zuschauer beobachten, wie die Fallschirmspringer aus der Absetzmaschine springen: „Sieht irgendwie unspektakulär aus…“ – „Naja, spannend werden meist erst die letzten Meter…“
  • Bei der Anprobe: „Ganz schön eng. Hättest vielleicht gestern beim Grillschinken nicht so zuschlagen sollen…“
  • Kurz vor dem Start „Und, schon aufgeregt?“ – „Hm, ja, ich glaube langsam eine leichte Anspannung zu verspüren.“
  • „Ein erstaunlich lauter Sport, dafür dass man nur durch die Luft fällt…“
  • Nach der Landung: „Du hast so schwarze Punkte zwischen Deinen Zähnen. Gab’s Mohnbrötchen zum Frühstück?“ – „Nö, das sind wahrscheinlich Fliegen. Ich konnte während des gesamten Sprungs meinen Mund vor lauter Grinsen nicht mehr schließen…“